10.04.2011

Flaschenpost an der Rosablanche

Wenn die Abfahrt mehr in die Knochen geht als der Aufstieg: Wir erlebten zwei herrliche Skitourentage an der Rosablanche (3336 m) im Wallis.
– Tag 1 benötigen wir (Sigi, Trix, Ursula, Susanna, Heinz, Godi) für die Anfahrt nach Chablais. Von dort lassen wir uns via Verbier fast bis zur SAC-Hütte Cabane du Mont Fort (2464 m) hochgondeln. Etwas erstaunt sind wir schon über die geringe Schneemenge auch auf dieser Höhe und die sommerlichen Temperaturen bereiten uns für den kommenden Tag etwas Sorge. Am Abend verfolgen wir das Walliser-Helikopter-Lawinenschiessen. Unglaublich, welch ein Aufwand Tag und Nacht für die Skilift-Touristen betrieben wird! – Am Tag 2 ist bereits um 05 Uhr Frühstück angesagt, eine halbe Stunde danach starten wir im Licht der Stirnlampen Richtung Rosablanche. Wegen der zu erwarteten hohen Temperaturen (erhöhte Lawinengefahr ab Mittag, Wasserskifahren!) wollen wir keine Zeit verlieren. Zügig geht es hoch zum Col de la Chaux. Von dort folgt die Abfahrt zum Lac du Petit Mont Fort. Noch ist der Schnee eispickelhart, Stürzen verboten! Und auch sonst heisst es aufmerksam sein. Beim ersten Znünihalt passt Susanna einen winzigen Augenblick nicht auf und schon saust die Teeflasche in die Tiefe. Eine tolle Flaschenpost an der Rosablanche! Schade nur für den Tee, den wir an diesem Tag noch gut hätten gebrauchen können. Am Col de Momin kommt die Rosablanche wie eine Fata Morgana in Sicht, darunter der Gletscher Grand Désert, hell glitzernd im Sonnenlicht. Heiss wie in der Wüste wird’s auch beim Aufstieg in der dünner werdenden Luft. Die Seile, die wir an diesem Tag nicht brauchen, beginnen im Rucksack zu drücken. Um 11 Uhr sind wir auf dem Gipfel und geniessen das herrliche Wetter und die prächtige Fernsicht. Wir ahnen aber auch, dass wir den beschwerlichsten Teil der Tour noch vor uns haben werden, geht doch die Abfahrt runter auf 1700 Meter und richtig Schnee hat es eigentlich nur bis 2200 Meter! Nun, der Grand Désert ist uns wohlgesinnt und mit Gefühl lassen sich ziemlich runde Kurven fahren. Weiter unten beginnt der Schnee einzubrechen und die Piste wird eng und enger. Immerhin, irgendwo finden wir fast immer einen Schneeflecken, auch entlang dem Lac de Cleuson. Der Durst wird grösser – wenn doch nur die Flaschenpost in der Frühe nicht abgegangen wäre! Eine letzte abenteuerliche Abfahrt und ein paar Stürze später kommen wir verschwitzt, durstig aber mit heilen Knochen in Siviex an, wo wir uns mit den Skiliften nach Chablais zurücktragen lassen. Ein anstrengender, langer und herrlicher Skitourentag ist fast zu Ende – noch gilt es die Rückfahrt ins Berner Oberland zu überstehen.
Start mit Stirnlampen!
Der Tag erwacht..
Rosaroter Blick zurück.
Am Col de la Chaux

In Siebenmeilenschritten unterwegs

Fata Morgana auf dem Gletscher Grand Désert
Im Aufstieg zur Rosablanche
Die Luft wird dünn, das Seil drückt

Gruppenbild mit Matterhorn (mitte, ganz hinten)
Gipfelpanorama
Blick zurück
Abfahrt zum Lac de Cleuson